Erich Friedrich Hüttenservice GmbH mit den Kooperationspartnern RETERRA Service GmbH und FEhS – Institut für Baustoff-Forschung e.V. arbeiten an der Herstellung von „Thomasphosphat“ im BMBF-geförderten Forschungsvorhaben.
Thomasphosphat war eine phosphatreiche Schlacke aus der Stahlerzeugung, die viele Jahrzehnte als ein geschätzter mineralischer Phosphatdünger in der Landwirtschaft genutzt wurde. Änderungen im Verfahrensablauf der Stahlerzeugung führten dazu, dass dieser mineralische Phosphatdünger ab Mitte der 1990er Jahre nicht mehr zur Verfügung stand. Phosphor ist für Wachstum und Ertrag von Pflanzen von essentieller Bedeutung und nicht ersetzbar und wird inzwischen von der EU als kritischer Rohstoff eingestuft. Deutschland selbst besitzt keine Phosphatlagerstätten und ist zu 100 auf die Einfuhr von Phosphat angewiesen. Eine Versorgung von landwirtschaftlichen Flächen mit dem lebenswichtigen Phosphor erfolgt zum größten Teil über Phosphatmineraldünger der mit Cadmium und Uran belastet ist, sowie über Klärschlamm, dessen Nutzung nach Maßgabe düngerechtlicher Vorgaben sowie der Klärschlammverordnung (AbfKlärV) erfolgt. Der Einsatz von Klärschlamm wird heute jedoch zunehmend kritisch hinterfragt und ein Ausstieg aus der landwirtschaftlichen Nutzung ist geplant. Der überwiegende Teil der Klärschlämme wird derzeit verbrannt, ohne dass der in den Aschen enthaltene Phosphor in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt wird.
In einem vom BMBF in der Förderinitiative r2 geförderten Projekt wurden die wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen entwickelt, um aus der heute verfügbaren schmelzflüssigen Konverterschlacke, durch eine Behandlung mit Klärschlammasche, ein Thomasphosphat der 2. Generation zu erzeugen. Vorteile des Verfahrens sind, dass das nur bedingt pflanzenverfügbare Phosphat der Aschen durch Umsetzung mit der schmelzflüssigen Konverterschlacke, quasi energieautark, nahezu vollständig pflanzenverfügbar umgewandelt wird. Der neu entwickelte Phosphatdünger stellt die Wirkstoffe Kalk zur Bodenneutralisation und Phosphat zur Düngung in einem Produkt zur Verfügung.
Ziel des im August 2016 angelaufenen Forschungsvorhabens ThoPhos2 ist es, den Technologietransfer des Verfahrens in die praktische Anwendung zu beschleunigen und Wissenslücken zu schließen. Das Forschungsvorhaben wird vom BMBF im Rahmen der Förderinnitiative „KMU-innovativ Ressourcen- und Energieeffizienz“ gefördert. Im Rahmen des auf zwei Jahre ausgelegten Vorhabens sollen zunächst eine großtechnische Schlackenbehandlungsanlage eines Stahlwerks für die Behandlung von LD-Schlacke mit Klärschlammasche und Sauerstoff ausgerüstet und eine größere Menge im P2O5-Gehalt angereicherte Konverterschlacke produziert werden. Der großtechnisch hergestellte Phosphatdünger wird auf seine Konformität entsprechend den Anforderungen der aktuellen Düngemittelverordnung vom 27. Mai 2015 geprüft.
Nach entsprechender Aufbereitung des stückig vorliegenden Materials soll dieser Phosphatdünger in verschiedenen Vegetationsversuchen eingesetzt werden, um potentiellen Vermarktern und Kunden wissenschaftlich fundiert die Wirkung dieses Produkts auf Pflanze und Boden zu dokumentieren und um das Interesse seitens des ökologischen Landbaus für diesen Phosphatdünger zu bedienen.
Gleichzeitig soll die Herstellung einer Gesteinskörnung für den Straßen- und Wegebau erprobt werden. Durch die Behandlung der schmelzflüssigen Konverterschlacke soll ein raumstabiler Baustoff hergestellt werden. Dieser Baustoff wird auf die physikalischen Anforderungen, insbesondere an die Raumbeständigkeit, gemäß dem technischen Regelwerk im Verkehrswegebau sowie der umweltrelevanten Anforderungen hergestellt und geprüft.
Mit der technologischen Umsetzung dieses Verfahrens würde eine ressourcen- und energieeffiziente Technologie entstehen, die Deponieraum einspart und gleichzeitig ein hochwertiges Düngemittel für die Landwirtschaft sowie ein Baustoff herstellt.
Das Forschungsprojekt ThoPhos2 läuft bis Juli 2018.
Bei Interesse nehmen Sie gerne Kontakt auf:
siegfried.bartsch@e-friedrich.de
joachim.breuer@reterra.de
peter.drissen@fehs.de